Der schottische Sänger Paolo Nutini meldet sich spektakulär mit seinem dritten Album zurück. “Caustic Love” ist schon jetzt für mich eines der Hörerlebnisse 2014 und ein Must Have-Album!
Der lange Weg von Paolo Nutini vom Debut zum neuen Album
Acht Jahre sind seinem Debut “These Streets” vergangen und der mittlerweile 27-jährige Paolo meldet sich eindrucksvoll, souliger, aber auch rockiger (z.B. bei “Cherry Blossom”), stark orchestriert und einfach gereift zurück. Seine Reibeisenstimme ist dabei unverändert unverkennbar und spielt all ihre Stärken in den Höhen und Tiefen aus. Mal kratzig, mal samtweich kommt sie zum Beispiel bei “One Day” daher.
Konzeptalbum “Caustic Love”?
Konzeptionell finde das Album übrigens auch spannend. Paolo setzt zwischendurch auf Interludes. Ein Gestaltungsmittel, das in der heutigen Zeit eher nicht mehr so typisch ist und vielmehr in Jazz und Blues ein Zuhause hat. Etwas aus der Zeit gefallen, aber doch zeitlos, so erscheint es mir. Im Duett mit Janelle Monáe könnte man so glatt denken, man hört einen 90er Pop-Rap-Crossover.
Nicht zu vergessen sind auch die drei Liveaufnahmen aus den Abbey Road Studios, die es auf Spotify zu hören gibt. Mit den Bläsersätzen hätte dies auch in den 60ern aufgenommen sein können. Nur die Drums lassen manchmal auf die Moderne schließen.
Iron Sky & der große Diktator
Besonders ans Herz möchte ich “Iron Sky”, welches sowohl als Studio- als auch Liveaufnahme mein absoluter Lieblingssong ist und das Herzstück des Albums zu sein scheint. Emotional geht mir es extrem zu Herzen, lässt mich aber gleichzeitig Tanzen und Dank des Textes erinnert es mich wiederum an die 70er Jahre und die Friedensbewegung. Vor allem, als die großartige Rede aus Charlie Chaplins “Der große Diktator” eingespielt wird…
Paolo Nutini wieder auf Erfolgsspur
Nach diversen Aussetzern, Skandälchen und Drogengeschichten scheint Paolo Nutini endlich zu sich gefunden zu haben und liefert das bisher beste Album seiner Karriere ab.
Dachte ich zwischendurch, und vor allem nach dem Livekonzert am 29.05.2007 in der Großen Freiheit in Hamburg, wo soll das alles nur enden? Wird er eine männliche Amy Winehouse? Zog er sich doch noch am Rande der Bühne gerne eine Zigarette oder Ähnliches rein, schien teilweise abwesend oder einfach betrunken. Als Anfang 20-Jähriger war der Ruhm sicherlich nicht so einfach zu bewältigen.
Jetzt würde ich ihn gerne wieder live erleben – leider tourt er in der re:publica-Maiwoche (also 5.-11.05.2014) durch Deutschland. Irgendwas ist ja immer und ich hoffe, er kommt bald wieder nach Deutschland, damit ich mir sein kleines Meisterwerk einmal live anhören sowie in Erinnerungen an 2006/2007 schwelgen kann. Wer also kann: geht und hört ihn euch live an!!
P.S.: Konnte ihn beim North Sea Jazz in Rotterdam im gleichen Jahr live sehen – überwältigend gut!