Pfingstwochenende war es wieder so weit. Ein Wochenende voller Musik in der wohl schönsten Festivallocation, die man sich vorstellen kann – der Hamburger Hafen, allen voran das Werksgelände von Blohm + Voss. Kommt man sonst als Normalsterblicher eher selten dazu in einer Werft zu sein, bietet das ElbJazz-Festival seit nun mehr 3 Jahren diese außergewöhnliche Möglichkeit am letzten Wochenende im Mai.
Letztes Jahr mit im Schnitt 12 °C und Dauerregen bildet den perfekten Kontrast zum diesjährigen Erlebnis – sommerlich präsentierte sich Hamburg dem jazzbegeisterten Publikum und den Künstlern. Man konnte gemütlich ohne Jacke, dafür aber mit Sonnenbrille und Sonnencreme bewaffnet auf dem Außengelände von Blohm + Voss sitzen, auf der Treppe am Unilever-Haus auf die nächste Barkasse warten oder auf solch einer Barkasse den wohl schönsten Blick auf den Hafen und die Hafencity Hamburgs werfen, während die Sonne den Michel umspielte.
Freitag, 18 Uhr sollte es also für mich losgehen. Sollte. Hatte aber erstmal mit einigen Unwegbarkeiten namens öffentlicher Nahverkehr zu kämpfen. Schaffte es dann aber doch gegen 18:30 Uhr endlich zum Unilever-Haus zum Pressecounter, an dem ich mit Niels verabredet war, der bei diesem Wochenende zum „Fotografen der Bloggerin“ aufstieg. Pressebändchen für ihn zu organisieren war mir ein Leichtes und eine Freude – und seine Fotos sind wirklich traumhaft schön geworden und seine Begleitung setzte dem Wochenende noch ein Sahnehäubchen auf!
Wollten wir eigentlich mit dem John Taylor & Kenny Wheeler Quartet anfangen, mussten wir dies leider, wie auch die Jazzkantine wegen meiner Verspätung ausfallen lassen – dafür war aber allein die Barkassenfahrt schon ein toller Auftakt bei dem schönen Wetter am Freitagabend. Am Werftgelände angekommen, nahmen wir das Ausmaß der Begeisterung erst einmal richtig wahr. An der Kasse bei Blohm + Voss, bei dem man sein Ticket gegen das Festivalbändchen tauschen konnte (ging auch am Unilever-Haus und an den Landungsbrücken und überall war wohl das Bild gleich), stand eine endlose Traube von Menschen. Ein untrügerisches Zeichen, dass das Team um Götz Bühler auch bei der dritten Ausgabe eine gute Mischung aus mainstreamfähigen sowie experimentellen und klassischen Jazzern zusammengestellt hat. Es war definitiv für Jeden etwas dabei!
Endlich auf dem Gelände angelangt, begaben Niels und ich uns in die Werkhalle, um der NDR BigBand mit Omar Sosa am Klavier zu lauschen. Da ich selbst Klavier spielen gelernt habe, sind für mich Jazzpianisten immer große Vorbilder – so habe ich auch letztes Jahr Yaron Herman für mich beim Elbjazz entdeckt. Zurück zur NDR BigBand – BigBands sind generell auch immer ein Highlight und das nicht erst seit meiner Arbeit für Roger Cicero und seine grandiose, mittlerweile 13 Mann starke Band. Aber für mich auch immer schön, wenn ich in Hamburg in „der Szene“ unterwegs bin, ich kenne einen Großteil der Musiker. So musste ich auch feststellen, dass Roland Cabezas an der Gitarre Omar Sosa unterstützte. Das natürlich auch bei Facebook gepostet und später bekam ich dann von Roland auch noch mal den Hinweis darunter geschrieben, dass er erneut am Samstag mit einer anderen Besetzung auf dem ElbJazz spielen würde. Leider passte das dann nicht mehr in meinen Zeitplan, was ich sehr bedauere. Aber man hörte sich ja bestimmt nicht das letzte Mal.
Omar Sosa ist ein beeindruckender Mensch. Allein sein Auftreten in weißer Tracht, Kaftan mit – man möge mir verzeihen – Mütze ist im Gegensatz zu den doch sehr klassisch in Sakko und Hemd auftretenden NDR BigBand-Mitgliedern ein starker Akzent. Seine Fröhlichkeit und sein Klavierspiel zogen durch die Maschinenhalle und lockten schon zu Beginn unzählige Menschen an. Die Halle war voll und man kam kaum durch die Traube am Eingang. Ein guter Auftakt.
Dann ging es kurz für mich zurück zum Hauptgelände und der Hauptbühne, um einen Eindruck von Michael Wollny und Helge Schneider zu bekommen. Hatte ich mit einer kleinen Show von Helge gerechnet, wurde ich da doch enttäuscht. Ganz der Jazzmusiker. Leider hörte man, dass er Michael Wollny nicht das Wasser reichen konnte und auch, dass die Beiden eher weniger zusammen geübt haben – aber doch es reichte für guten Pianojazz. Leider langweilte mich aber das doch schneller als gedacht und so entstand spontan die Idee, durch den Elbtunnel zu den Landungsbrücken zu laufen, um im noch nichts so lange eröffnetem „Blockbräu“ Max Mutzke zu erleben. Niels kam auch nach und auf dem Boden in der Sonne der Dachterrasse präsentierte Max zum ersten Mal neue Stücke zusammen mit der Hamburger Band Monopunk. Aber auch seine alten Stücke kamen nicht zu kurz, wurden aber im neuen Gewand präsentiert. In alle Songs, die ich von ihm an diesen Abend hörte, war viel mehr Soul und Jazz gesteckt wurden. Da ist ein außergewöhnlicher Künstler herangereift, der sich weiterentwickelt hat und einfach zu begeistern vermag.
Da ich auf keinen Fall Jeff Cascaro verpassen wollte und zumindest bei Curtis Stigers reinschnuppern wollte, ging es nach nicht allzu langer Zeit zurück zu Blohm + Voss. Beide Künstler sind Vokalisten der besonderen Art – der Eine eher aus dem Pop der frühen 90er bekannt, der Andere eher ein Soulsänger, beide aber auch Blasinstrumentalisten. Curtis am Saxophon war mir bei den paar Songs, die ich an der Hauptbühne genoss, leider nicht vergönnt, aber dafür Jeff an der Trompete. Seit dem bin ich seiner Musik auch endgültig verfallen und höre die Alben rauf und runter. Nach Ende seines Auftritts war dann langsames Aufbrechen zum Kehrwieder Theater angesagt – aber nicht ohne einen kleinen Abstecher in die Halle zu unternehmen. Einerseits bot sich der Abstecher an, um sich etwas aufzuwärmen, andererseits entdeckten wir so das Francesco Bearzatti Quartett „Tinissima Quartet“ – coole Mischung mit Punk-, HipHop- und Discoelementen. Sehr spannendes, energiegeladenes Projekt, was gute Laune versprühte und mich noch mal nach dem langen Tag wachrüttelte.
Ein drittes Mal ging es also an diesem Tag durch den Alten Elbtunnel, dann bis Baumwall kurz in die U3 – die Füße schmerzten nach dem ganzen Hin- und Herlaufen, Stehen und einfach nach dem langen Tag doch sehr – rüber ins Kehrwieder Theater in der Speicherstadt zur Jam de la Créme-JamSession. Dabei handelte es sich um die schon feste Größe der abendlichen JamSession auf dem ElbJazz und im Kehrwieder Theater, die jedes Jahr von anderen Künstlern „gehostet“ wird. Dieses Mal war eine Gruppe niederländicher Musiker der Gastgeber. Ein interessanter Abschluss eines langen und schönen Musikabends, bei dem u.a. ein DJ fester Bestandteil der JamSession war und neben den 7 holländischen Musikern auch jeder andere Jammer gern gesehen war. Allzu alt bin ich aber nicht mehr geworden, ich war einfach stehend k.o. und am nächsten Tag sollte es noch weiter gehen…
2 Gedanken zu „Mein @ElbJazz 2012 – Tag 1 #elbjazz“