Das FANTASTIVAL Dinslaken ist ein mehrtägiges Festival am Rande des Ruhrgebiets, am Niederrhein im Burgtheater und Burginnenhof in der Altstadt von Dinslaken. Ein Festival, welches jährlich richtig gutes Programm bietet und ehrenamtlich organisiert wird! Auch 2019 stehen wieder hochkarätige Konzerte, Kabarettabende und Theatervorführungen auf dem Programm – wie am maikühlen Montagabend (08. Juli 2019), an dem Joss Stone die Bühne des FANTASTIVALs betritt.
Die englische Soulsängerin, die durchaus in einem Atemzug mit Amy Whinehouse, Duffy und Adele als Teil der neuen (weißen) Soulbewegung bezeichnet werden kann, spielt 2019 während ihrer World Tour nur zwei Konzerte in Deutschland. Eins im 70.000-Einwohner zählenden Örtchen Dinslaken. Das konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen!
Joss Stone – vom Hippie-Mädchen zur -Lady
Konzerte von Joss Stone besuche ich immer mal wieder über die Jahre. Auch wenn ich nicht mehr jedes Album kaufe, höre ich mir gerne ab und zu ein Konzert von ihr an. Das erste Mal hab ich sie glaube gesehen, da war sie das junge, verrückte Hippie-Mädchen. Das letzte Mal vor zwei Jahren beim North Sea Jazz Festival als kurzfristiger Ersatz für Emeli Sandé. Mittlerweile ist Joss Stone 32 und eine Hippie-Lady geworden, die immer noch gerne am Ende Blumen ins Publikum wirft.
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Die Kleider länger, eleganter, die Haare kürzer und blonder. Kleine Tattoos an der Hand sind dazugekommen, der Nasenring geblieben. Die Teetasse auch. Dazu habe ich das Gefühl, dass sie immer noch wie wild kifft, aber so muss das ja auch als Hippie.
Sie ist die Reinkarnation der wilden 1960er, gemischt mit dem Soul von heute, die aber auch direkt im ersten Song um die Liebe des Publikums bittet.
https://www.youtube.com/watch?v=ziQRBZCsbcA
Ihre Stimme ist immer noch einzigartig und wunderbar. Man mag kaum glauben, was aus dieser zierlichen, hochgewachsenen Person an Kraft und Volumen herauskommt. Dabei schwebt sie – wie immer – barfuß und engelsgleich über die Bühne. Wie eine Fee, die sie gerne auch in Ansprachen zu ihren Songs erwähnt und die der deutschsprachige Keyboarder Christian Lohr dann für uns übersetzen muss. Witzig dabei ist ihr derber Humor und der Akzent, der nicht ganz zur wunderbar verschepperten Art (sie wechselt spontan auch Songs; Setlist, was ist das?) oder der kraftvollen Singstimme passen mag.
Aber irgendwie ergibt doch alles eine wunderbare Harmonie, die fast 2.000 Besucher im historischen Burgtheater verzaubert. Ob jung, ob alt, egal aus welchen Schichten oder woher die Menschen kommen – beseelte Gesichter überall. Sagen wir es mal so: die Männer wollen alle was von ihr, die Frauen wären alle gern so wie sie und alle haben dabei Spaß. Es wird viel gelacht und viel mitgesungen.
Von “Soul Sessions” zu “Water For Your Soul”
Ich kann kaum beschreiben, was mich an ihr über die Jahre so fasziniert. Anfangs war es eindeutig die Musik und die Alben. Ein junges Mädel, gerade 16 mit einer Soulstimme, die manchen Gospelchor blass aussehen lässt. Die mit den Alben “Soul Sessions” und “Mind, Body & Soul” schnell erfolgreich wurde und dann auch mal mit 20 radikal den Bruch mit dem dritten Album “Introducing… Joss Stone” suchte und von blond auf schwarz-lila-rot wechselte sowie mit Rapper wie Lauryn Hill und Common arbeitete und sich selbst suchte. Sie schwor der Liebe ab, denn für sie gab es nur noch die Musik – was sie auch im Song “Music” zum Ausdruck bringt.
Mittlerweile hat sie wie jeder Hippie – und zu meinem Leidwesen – auch ein wenig den Reggae für sich entdeckt. Doch zum Ende des Konzerts holt sie die “Klassiker” der frühen Alben hervor und der Reggae ist vergessen.
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Aber ich bin nun mehr von ihr als Person fasziniert, die sich für die Umwelt und Tiere einsetzt, die auf ihre Musiker eingeht und ihnen Raum lässt, die mit ihrer aktuellen Tour (Total World Tour) einmal in jedem Land der Erde spielen wollte – und am Iran vor wenigen Tagen als letzte Station leider kläglich scheiterte, nachdem sie zuvor selbst in Brunei, Nordkorea und Syrien spielte.
Joss Stone ist aber auch die, die in solchen Situationen immer positive Worte findet. Überhaupt ist sie eine der positivsten Menschen und Musiker, die ich jemals erlebt habe. Strahlend, viel lachend, witzig und dennoch auch politisch. In einer ihrer Ansprachen zu einem darauffolgenden Song spricht sie die aktuelle Kommunikationskultur an, in der andere Meinungen meist nicht mehr akzeptiert werden. Jeder hat doch das Recht, auch mal falsch zu liegen… “Right To Be Wrong”, immer noch einer der stärksten Songs aus ihrem Repertoire und der krönende Abschluss des Abends in Dinslaken. Die Band war übrigens fantastisch, vor allem der Saxophonist.
https://www.youtube.com/watch?v=VpfxPeplh1U
https://www.youtube.com/watch?v=b-AQn3vwkII
Warum Du zum FANTASTIVAL solltest.
Das FANTASTIVAL ist wirklich schön und mit maximal 2.000 Gästen im Burgtheater auch wirklich kuschelig und nicht zu groß. Daher komme ich am 16.07. direkt noch mal wieder. Dieses Mal für den Tiger aus Wales, Tom Jones… es gibt noch Restkarten. 😉